Bye-Bye Panamericana!
Patagonien, im Februar 2017:
Der unendliche Weg quer durch die Einöde des Chaco Argentiniens führt uns bis nach Paraguay. Tagelang geht’s geradeaus. Wer wissen möchte, wie spannend dies ist, kann sich alternativ den Film „The Longest Most Meaningless Movie in the World“ (1968, Länge: 2880 Minuten) anschauen. Ist in etwa genau so abwechslungsreich, packend und endlos. Endlich in Paraguay angekommen bleiben wir nur wenige Tage und schiessen Total 5 Fotos… Das sagt alles. Das eigentliche Ziel dieses «Umweges» quer durch Argentinien war aber auch nicht Paraguay, sonder ist der «Foz do Iguazu».
Obwohl wir keine hysterischen Fans von Wasserfällen sind: diesen berühmten Wasserfall lassen wir uns nicht entgehen. Die Fälle können von der argentinischen und der brasilianischen Seite her besucht werden. Wir fanden die Argentinische Seite sehenswerter, weil die Besucher-Pfade ausgedehnter und die Natur abwechslungsreicher ist. Nach der menschenleeren Einöde der argentinischen Pampa haben wir einige Mühe, uns an die Menschenmassen zu gewöhnen. Die Besucher drängen sich dicht hintereinander durch den Nationalpark. Zu den schönen Aussichtspunkten müssen wir uns teilweise regelrecht durchkämpfen. Doch es lohnt sich. Die Fälle sind imposant und die dschungelartige Vegetation rundherum gefällt. Bei Sonnenschein entstehen unzählige Regenbogen über den Fällen. Also, der beste Wasserfall bisher? Nicht ganz. Auf unser Best-of-Wasserfall-Liste bleiben die Victoria Falls auf dem ersten Platz. Aber den zweiten Platz erhalten sie bestimmt.
Im nahegelegenen «Parque das Aves» bestaunen wir einige wirklich kuriose Vögel: den Frisur-Vogel «wer hat die Haare schön?», einen Vogel in Neon-Rot der so stark leuchtet dass wir ihn nicht fotografieren können, und ein anderer schaut sich den halben Tag selbst im Spiegel an…
Brasilien ist berühmt für seine Strände und die Churrascarias. Beides haben wir natürlich getestet! Interessant ist: Der Brasilianer fährt mit Kind und Kegel auf den Strand. Und wenn ich sage «auf» dann meine ich das genau so. Da lassen wir uns nicht zwei Mal bitten: wir parken ebenfalls auf dem Strand und geniessen das Getümmel, Sonne, Sand und Meer. Brasilien hätte sicher noch viel zu bieten, doch wir können aus Zeitgründen nur einen kleinen Teil davon bereisen. Das Land besitzt in etwa die gleiche Fläche wie ganz Europa, und so fahren wir lediglich von Paraguay an den Atlantik und dann südlich bis Uruguay, das letzte Land unserer Panamericana-Reise.
Das Gaucho-Festival von Tacuarembo bietet uns ein unvergessliches Erlebnis. Traditionell, stolz, immer hoch zu Ross wird uns die Geschichte der Gauchos erzählt. Es ist ein friedliches, buntes und unterhaltsames Festival. Und wir sind mittendrin statt nur dabei, da uns erlaubt wird, innerhalb des Festivals zu Campen. Somit werden wir jeden Morgen vom Wiehern der Pferde geweckt, die hinter unserem Dude angebunden sind. Aus ganz Uruguay und den angrenzenden Ländern reisen die Zuschauer an. An jedem Tag werden Rodeos ausgetragen. Am Anfang haben wir nicht verstanden, woran ein toller Ritt oder ein gutes Pferd zu erkennen ist. Aber nach der geduldigen Einführung eines Sitznachbarn wussten auch wir am Schluss, wen wir anfeuern und bei welchem Pferd wir genauer hinschauen sollten. Uns wurde es in etwa so erklärt: So wie ein Europäer Automarken auseinanderhalten kann, betrachtet der Gaucho die Pferde und kann auf einen Blick sagen, ob er einen Fiat oder Rolls Royce vor sich hat.
Schlussendlich heisst es auf nach Montevideo. Die Rückverschiffung unseres treuen Reisebegleiters steht an. Da er ca. 5 Wochen lang über den Ozean geschippert wird, beschliessen wir nach der Abgabe am Hafen noch ein paar Tage im beschaulichen Montevideo zu bleiben und einen kleinen Abstecher über Rio de Janeiro einzulegen. Wir gönnen uns zum Abschluss der Panamericana-Reise ein Hotel direkt an der Copacabana. Eigentlich mögen wir Städte ja nicht und bevorzugen die Natur, doch Rio begeistert uns. Die Metropole hat einiges zu bieten und überrascht mit viel Grün, innovativen Verkehrsregelungen und einer autofreien Uferpromenade am Wochenende: alles frei zum Schlendern, Inline-Skaten, Joggen und Radfahren.
Und dann heisst es «Bye-bye Panamericana»! Von ganz oben bis unten und kreuz und quer haben wir die beiden Amerikas erkundet. In den vergangenen zwei Jahren durften wir unvergessliche Momente erleben, versuchten im zentral-amerikanischen Verkehr den Überblick zu bewahren, wurden immer wieder von der riesigen Gastfreundschaft der Menschen berührt, beobachteten ehrfürchtig die einheimischen Tiere und konnten uns fast nicht satt sehen an der überwältigend schönen Natur. Mit ein wenig Abschiedsschmerz verlassen wir also Südamerika, doch freuen wir uns auf Familie, Freunde und auf den Heimaturlaub in der Schweiz.
Und jetzt? Fertig gereist? Fertig lustig?
Nöö, nicht ganz. In Kürze geht’s weiter in das Land der Aufgehenden Sonne.
Kon’nichiwa!
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