November-Geschichten
Kampf in den Antelope Canyons
Auf dem Weg zum South-Rim des Grand Canyons kommen wir bei Page vorbei. Hier liegt der weltberühmte Antelope Canyon – eine enge Schlucht von Wasser in den Sandstein gegraben. Teilweise oben so schmal, dass der Canyon gar nicht sichtbar ist. Unten ist es ziemlich dunkel, was die Farben der Canyon-Wände auf Fotos sehr gut zur Geltung bringt. Der Antelope Canyon ist das Mekka aller Slot-Canyon-Fotografen, und so erscheinen sie zahlreich. Sehr zahlreich. Auch wir. Hier 4 wichtige Vorbereitungs-Trainings, für diejenigen, die sich dieses läuternde Erlebnis noch antun wollen:
1. Das Wichtigste ist, sein Equipment blind und unter erschwerten Bedingungen zu beherrschen. Um dies schon vor der Anreise trainieren zu können empfiehlt es sich, morgens um 7 am Zürcher Hauptbahnhof blind seinen Tripod aufzubauen und mit einem ND3-Filter versehen schöne 20–30 sekündige Aufnahmen einer leeren Unterführung zu erstellen. Ist ein Passant im Bild, ist es nicht so schlimm. Den können Sie im Nachgang rausretuschieren. Bei mehreren Personen im Bild ist die Aufnahme leider nicht brauchbar. Stösst ein Passant auch nur leicht an Ihren Tripod, haben Sie verloren und kriegen einen Strafpunkt.
2. Wer obige Übung beherrscht, nimmt einen Sack Sand und eine Schaufel mit. Den Sand im richtigen Moment in Die Luft werfen, so dass er gemütlich über die Fahrkartenautomaten, Passanten, etc. rinnt. Dabei wird die Kamera ab und zu auch mit Sand beworfen, um die staubige Luft im Canyon zu simulieren.
3. Wer total genervt bereits bei Übung 1 aufgeben will, der kann auch zur aktiven Verteidigung seines Fotos übergehen. Teilweise hilft es, die Leute anzuschreien, so dass sie nicht ins Bild laufen. Das werden sie jedoch zu 99% Prozent trotzdem tun, daher beherrscht der Profi den lautlosen Tragegurt-Würgegriff.
4. Wenn sich genügend Fotografen Morgens um 7 in der gleichen Unterführung versammeln, können Sie den Ernstfall proben. Dabei gilt es, neben den Trainings 1–3 die besten Spots auch gegen andere Fotografen aktiv zu verteidigen. Lassen Sie hierbei Ihren dunklen Fantasien freien Lauf. Diese Tripod-Nahkampf-Ausbildung ist essentiell, um überhaupt mit interessanten Motiven aus dem Dunkel des Canyons aufzusteigen.
An dem echten Upper Antelope Canyon angekommen, nicht vergessen eine Familienpackung Valium einzuwerfen, viel Wasser zu trinken (wegen dem Stress-Dehydrieren) und dann ab in das zweistündige Gefecht. Toi-Toi-Toi!
Hand aufs Herz: Den Lower Antelope Canyon kann ich jedem empfehlen. Geht gut ohne Profi-Kamera, ohne Stativ, einfach ein gemütlicher Walk. Die Wände sind oben etwas weiter als beim Upper Antelope Canyon und somit kommt genügend Licht rein um aus der Hand tolle Aufnahmen zu machen. Kostet auch nur 20$ pP. Dagegen ist der Upper Antelope Canyon kein Schnäppchen. Die Foto-Touren, wo man etwas mehr Zeit als bei der Viehtreiber-Truppe hat, kosten 80$ pP. Dafür sind die Gruppen kleiner und der Guide hält einem die Orte von mäandernden Touristen mit Handy-Kameras frei. Theoretisch. Hilft nämlich nichts, wenn 3 Fototouren gleichzeitig stattfinden. Im Endeffekt ging somit im Canyon trotzdem alles drunter und drüber. In jedem Bild oder jeder Bildserie ist irgendwo ein «Ghost» drin, um die besseren Orte wird mit Tripod und Körpereinsatz gekämpft. Ich bin nach der gut zweistündigen Tortour total erschöpft. Im Rückblick waren es die wenigen guten Bilder nicht wert, verglichen mit dem Lower Canyon oder dem einsamen Spooky Gulch im Escalante NM.
Vegas, Baby!
Zwei Tage in Vegas… das musste einfach sein:
Valley of Fire
Als Kontrastprogramm dazu und als Abschluss unserer zweimonatigen Stein-Zeit kann ich die Ruhe im tollen Valley of Fire jedem empfehlen. Dieser Park liegt in der Nähe von Las Vegas und bietet unglaubliche Farben auf engstem Raum. Wer noch eine Wave sucht, der kann sie dort finden. Gemütlich, einsam und erholsam.
Besuch bei den Redwood Trees
Diese Giganten im Norden von Kalifornien standen schon lange auf meiner Bucket-List. Da wir eine Woche auf unsere neuen Reifen warten müssen, fahren wir nochmals weit in den Norden, um den Redwood National Park zu besuchen. Oftmals herrscht hier dichter Nebel, so auch jetzt. Das hat so ein Regenwald an sich, denn die Redwoods beziehen 30% ihres Wassers direkt aus dem Nebel. Kein Nebel, keine Redwoods. Also kämpfen wir uns durch die graue Suppe und just in dem Moment, wo wir unseren Stellplatz beziehen, kommt die Sonne durch. Es folgt eine mystische Wanderung durch den verlassenen Wald. Stundenlang schlendern, staunen und fotografieren wir bis uns der Nacken schmerzt. Die Ruhe und Kraft, welche die höchsten Bäume dieser Erde ausstrahlen, ist echt ergreifend.
Bescherung
Dieses Jahr gab es für uns Weihnachten bereits Ende November. Die grosse Bescherung fand im Hause von Maria und Laszlo statt, zwei Freunden die wir in Alaska kennen gelernt haben. Sie wohnen in San José. Und haben eine Post-Adresse. Die wir dann etwas missbrauchten, um Online all die Dinge zu kaufen, die Offline nicht verfügbar waren. Aus ein paar Päckli wurde dann ein Bergli. Wir shoppen, bis die Kreditkarte glüht und infolge dessen gesperrt wird. Egal. Die neue Kamera für Irene wurde bereits sehnlichst erwartet, die zusätzliche Solaranlage für das Fahrerhaus auch (es geht ja ab in den Süden).
Am folgenden Tag zeigen uns Laszlo und Maria den Big Basin Redwood Park und die Umgebung von Monterey Bay. Dazwischen geht es zu ihrem Lieblings-Seafood-Restaurant am Strand, wo wir die mit Abstand besten Meeresfrüchte dieser Reise in unglaublichen Mengen vertilgen. Thank you very much for this lovely weekend!
Und jetzt freuen wir uns auf Mexico, Strand ?, Schirmchen-Drinks ?und auf ein paar ruhige Wochen über Neujahr ?.
Alle Bilder der Slot-Canyons, Redwoods und vom Valley of Fire:
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