Stop! Private! Keep Out! Don’t read this!
Reise nach Alaska
Wir fahren vom Dempster Highway Richtung Westen bis Dawson City, eine ex-Goldrausch-Stadt in der Nähe von Alaska. Das Städtchen selbst ist nett restauriert im «Wild-West» Stil der Goldgräber-Zeit. Über den «Top of the World Highway» geht es von Dawson City nach Chicken in Alaska. Der «Top of the World Highway» hat seinen Namen davon, dass die Strasse auf den Bergkämmen und nicht in den Tälern gebaut wurde. Dies führt zu stundenlanger toller Aussicht beim Fahren! Die Grenzstation zur USA ist hier sehr klein, lediglich zwei Grenzbeamte fertigen die Einreisenden ab: vorwiegend Touristen in Wohnmobilen wie wir. Somit dauert das Ganze auch nur lockere 15 Minuten und wir sind in den USA.
In Tok, dem ersten grösseren Städtchen in Alaska, verbringen wir zwei Tage mit dem Reinigen vom Wohnmobil (der Dempster-Schmutz ist betonhart und der Hochdruck-Reiniger butterweich) sowie dem Auffüllen unserer Vorräte. Es hat unzählige Wildfires in Alaska und in der näheren Umgebung, daher ist die Sicht teilweise unter einer Meile und wir können den Rauch je nach Windrichtung sogar riechen. Die Brände führen jedoch auch zu feuerroten Sonnenuntergängen und interessanten Aufnahmen.
Wir halten uns weiter westlich und kommen zum Matanuska Glacier. Ein toller Gletscher zum selber Erforschen. Wir bleiben den ganzen Tag und machen zwei Erkundungs-Touren auf den Gletscher. Das Eis hat faszinierende Blautöne und nimmt skurrile Formen an.
Homer Spit
Homer ist die südlichste Stadt von Alaska, die auf dem Landweg ohne Verschiffung angefahren werden kann. Sie dient vielen Leuten aus Anchorage und der Umgebung als Erholungsgebiet und Wochenend-Destination. Der Homer Spit ist eine Landzunge, welche von Homer aus weit in das Meer hinaus ragt. Asphalt und Kies prägen das Bild. Am Horizont erahnen wir unter den Wolken schöne Berge. Wir suchen uns einen Campground mit WLAN, um Kontakt zur Aussenwelt herzustellen. Jedoch erhalten wir nur ab 24:00 bis morgens um 07:00 eine brauchbare Verbindung mit mehr als den mittelalterlichen 1-2KB/s. Dies vermindert unsere nächtliche Schlafdauer drastisch. Wir kriegen aber trotzdem zwei Blog-Beiträge und ein paar Skype-Sessions hin.
4. Juli
Wir entscheiden uns, den Nationalfeiertag der USA an einem abgeschiedenen Strand auszusitzen. Da an diesem verlängerten Wochenende alle Urlaub haben, sind die Stellplätze und Camps bereits Tage vorher hoffnungslos ausgebucht. Das ganze Land ist im Camping-Fieber. Wir finden einen abgelegenen Strand, der nur wenig bevölkert ist da relativ schwer zu erreichen. Voller Hoffnung auf Ruhe, Erholung und eine tolle Aussicht (was der Homer Spit alles nicht wirklich hat…) stellen wir den Dude am Strand ab und machen uns zu Fuss auf, einen geeigneten Stellplatz zu finden. Die Familie, die bereits mit einigen WoMos am Strand ist, scheint auch schon auf zu sein. Etwas irritiert schauen wir auf die vielen «Keep Out»-Schilder und die Absperrung, welche sie rund um Ihr Camp aufgestellt haben. Wohlbemerkt: dies ist ein öffentlicher Strand… der gehört der Allgemeinheit. Noch mehr irritiert uns dann das folgende Motorengebrüll von diversen Quads & Motocross-Maschinen: jeder in der Familie hat seinen eigenen fahrbaren Untersatz (am liebsten für die Kinder ohne Schalldämpfer) und fährt damit den Strand hoch und runter. Etwa eine Stunde vergeht so, dann sind wir mit unseren Nerven am Ende. Es ist der 3. Juli, und die Camper werden noch in Massen kommen. Somit bildet diese Familie wohl nur den Anfang von tagelangem Motorenlärm. Als die Familie dann noch ein über 2 Meter grosses Aluminium-Kreuz hisst, steigen wir rasch wieder ein und suchen uns frustriert einen neuen Strand.
Weiter gehts auf einen staatlichen Campground am Deep Creek. Hier fühlen wir uns von Anfang an wohler. Das Quad-Fahren und der Gebrauch von Generatoren innerhalb des Camps ist eingeschränkt. Zu unserem Glück bewohnen unzählige Weisskopfseeadler die gegenüberliegende Steilklippe und ziehen dort ihre Jungen auf. Gleich nach der Ankunft lernen wir unsere netten Nachbarn kennen: Laszlo & Maria aus den USA, ursprünglich aus Ungarn. Es folgt sogleich eine Einladung zu einem ungarischen Gulasch. Somit verspeisen wir in Alaska unser erstes authentisches ungarisches Gulasch! Superlecker! Wir gönnen uns 4 Tage Erholung und beobachten die Weisskopfseeadler beim Jagen und Fressen.
Valdez
Da wir nicht in den Denali National Park wollen (siehe weiter unten) fahren wir weiter nach Valdez. Den Namen kennen viele von der grossen Öl-Katastrophe (1989). Auch wir waren anfangs skeptisch, wie es in der Region aussieht: liegen noch schwarze Ölklumpen an den Stränden? Hat es wieder Fische? Nun, bereits von unserem Camping-Platz am Rande der Bucht sehen wir Bären, Robben, Seelöwen, Fischotter und vieles mehr. Es schwimmen unglaublich viele Fische in der Bucht! Vor den Flussmündungen stauen sich die Fische im Wasser sowie die Angler an Land. Die Rückkehr an den Geburtsort macht die Aufzucht von frei-lebenden Lachsen attraktiv: nachdem sie in Zuchtbecken auf ca. Fingergrösse aufgezogen sind, werden sie ausgesetzt. In der freien Natur wachsen die Tiere zur Geschlechtssreife heran und kehren nach Jahren an ihren Geburtsort und somit zum Zuchtbecken zurück. Darin können sie natürlich laichen. Durch die hohe Überlebensquote der Fingerlinge kommen genügend Lachse heim, um Menschen und Tiere nachhaltig zu ernähren. Fischfarmen (und die damit verbundenen Nachteile) wie bei anderen Fischarten sind nicht notwendig.
Wir buchen eine neunstündige Schiffstour durch den Prince William Sound an den Meares Glacier. Die Landschaft ist atemberaubend schön: wir sehen unzählige Robben, ganze Seeotter-Kolonien treiben auf dem Wasser, Delphine folgen unserem Boot, einige Bären und Adler beobachten uns vom Ufer aus. In der Ferne erahnen wir die Atem-Fontäne der Wale und beobachten die grossen Klatscher, wenn sie aus dem Wasser springen. Der Meares-Gletscher ist (noch immer) beeindruckend gross.
Von der Exxon-Valdez Katastrophe ist oberflächlich nicht mehr viel zu sehen. Unter der Oberfläche sind die Strände jedoch noch auf viele Jahre hinaus verseucht, und Missbildungen bei Pflanzen und Tieren sind leider noch immer zu beobachten.
Unser Fazit zu Alaska (natürlich rein subjektiv):
- Totaler Lachs-Hype: Überall und immerzu geht’s um den Lachs- und Heilbutt-Fang. Dabei werden unglaubliche Mengen an Fisch aus den Flüssen, Seen und dem Meer geholt. Wenn man wochenlang Fisch essen will lohnt sich auch die teure Touristen-Lizenz. Für uns eher weniger, dazu fehlt uns die 1000-Liter Kühltruhe und eine Lachs-Diät wollen wir auch nicht wirklich.
- Am Wegrand, an Bäumen oder sonstwo: überall Schilder und Verbote! Stop! Posted! Keep Out! Private! No Trespassing! Sehr «Gewöhnungsbedürftig». Durch hartnäckiges suchen finden wir trotzdem immer wieder tolle Plätze an abgelegenen Stellen zum Übernachten.
- Der ständige Lärm an den Stränden: Motocross-Maschinen, Quads sowie Motor-Boote sind immer mit dabei. Überall und immer ist es laut. Freizeit-Beschäftigung in Alaska = Motorenlärm. Auch auf den Campingplätzen und den Natur-Parkplätzen scheppern die Generatoren und Klima-Anlagen.
- Die vielen FREE WIFI’s in Alaska waren bei uns leider überall unbrauchbar langsam sowie die Mobilfunk-Datenabos teurer als in Europa oder in Kanada. Das haben wir nicht erwartet.
- Denali: Tagesgenaue Reservierungen auf den Campgrounds sind notwenig. Es folgt eine stundenlange Bus-Fahrt in den Denali-Park. Aussteigen zum Wandern birgt das Risiko, im nächsten Bus keinen Platz mehr zu haben. Wir möchten uns das nicht zumuten und lassen den Denali aus.
- Valdez: Obwohl wir es anfänglich nicht auf dem Plan hatten ein Juwel und das Highlight unserer Alaska Tour. Unbedingt eine Bootstour buchen zu einem der Gletscher.
Alaska hat sicherlich viel mehr zu bieten als wir gesehen haben. Die Fly-In Touren an entlegene Seen und/oder Kanu-Touren bringen Erholung und Ruhe. Uns jedoch zieht es nach 3 Wochen zurück in den Yukon und nach BC. Da fühlen wir uns freier und es ist deutlich entspannter. More to come 😉
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