We love Utah ❤️
Unseren ersten Abend in Utah verbringen wir auf dem Bonneville Speedway. Wir haben auf starke Boliden, Motorenlärm, Weltrekorde und Nitro-Dämpfe gehofft… stattdessen finden wir in der Salzebene Wasser, Stille und Fussabdrücke. Leider steht der Speedway in der Salzwüste vor Salt Lake City dieses Jahr zu früh unter Wasser und es finden keine Hochgeschwindigkeitsrennen statt.
Weiter gehts in südlicher Richtung und schon bald entdecken wir in der Ferne die ersten roten Plateau-Berge. Was für ein Anblick! Im darauffolgenden National Park von Utah ereilt uns das gleiche Schicksal wie im Yellowstone: die Campgrounds sind alle hoffnungslos überfüllt und wir landen auf dem Overflow. Zum Teil sind sie bereits ein halbes Jahr im voraus ausgebucht… Wer eine Rundreise zur Hochsaison plant – welche vom Frühjahr bis Ende Oktober dauert – reserviert besser alles vorab. Schlussendlich ergattern wir uns einen Platz und tauchen in die faszinierende Landschaft der Arches (Stein-Bögen) und Canyons ein. Wir üben uns als Frühaufsteher und Nachtvögel, um die Bögen im besten Licht vor die Linse zu kriegen. Tagsüber unternehmen wir einige schöne Wanderungen durch den National Park.
Etwas weiter Flussaufwärts liegen die Fisher Towers. Herzlich willkommen im Lande der Hobbits! Wir fühlen uns wie in Herr der Ringe zwischen den gigantischen Felsformationen. Berühmt sind sie eigentlich nicht, doch wie sie im Abendrot leuchten können! Rot, röter am rötesten! Da braucht man am Farbregler nicht mehr zu drehen…
Der Arches sowie der Canyonlands National Park liegen in der Nähe von Moab, welches das Outdoor-Mekka schlechthin ist. Wanderer, Kletterer, Biker, Marathon-Enthusiasten, Offroad-Vehikel-Liebhaber… alles trifft sich in Moab. Und die meisten sind weitaus fitter als wir… Wir geben uns betont unbeeindruckt und mischen uns unters Volk der Biker und Hiker.
Unser nächstes Ziel ist der Island-in-the-Sky Abschnitt vom Canyonlands National Park. Der Name ist berechtigt: wir campen auf dem Hochplateau und sind dem Himmel ziemlich nahe – was sich bei den heftigen nächtlichen Gewittern nicht unbedingt als Vorteil herausstellt… Wir fühlen uns mit dem Dude wie auf dem Präsentierteller. Die Blitzeinschläge im Sekundenbereich sind nicht gerade Schönheitsschlaf-fördernd. Die Zelt-Camper neben uns fliehen vorsorglich in ihre Fahrzeuge… und wir überlegen uns, ob wir in der Fahrzeugkabine schlafen sollen… Aber die tiefen Canyons mit ihren surrealen Formen und Farben treiben uns auch trotz des Schlafmankos raus in die Natur.
Die Fahrt vom Canyonlands zum Capitol Reef National Park führt uns über die UT95. Vorbei am Natural Bridges National Monument über wildwest-ähnliche Landschaften zum Lake Powell. Dort wollten wir übernachten, aber vom See (also, mit Wasser) war nicht mehr viel übrig… darum haben wir uns einen wilden Übernachtungsplatz im Lucky-Luke-Land gesucht und gefunden…
In der darauffolgenden Region des Capitol Reef National Parks und des Grand Staircase-Escalante National Monuments fühlen wir uns sehr wohl. Es ist kein Problem einen «wilden» Campingplatz zu finden und die Landschaft ist fantastisch. Es ist ausserdem so ruhig, dass es beinahe beängstigend ist. Unser Innen-Ohr ist diese absolute Stille nicht gewohnt. Mit absoluter Stille meine ich keinen Laut, kein Vogelgezwitscher, nichts. Wenn mal ein Rabe vorbeifliegt, hören wir das Geräusch der Federn im Flug. Unfassbar! Wir erkunden die Umgebung der Burr Trail Road und geniessen die Abgeschiedenheit.
Auch hier wird es langsam kühler, darum entscheiden wir uns, den Bryce Canyon National Park möglichst bald anzufahren – vor dem ersten angekündigten Schneefall… Der Werbe-Slogan von Utah lautet: Live elevated! Uns war zuvor nicht bewusst, dass wir uns in Utah eigentlich immer zwischen 1500 und 2500 müM bewegen. Also, ab in die Berge! Der Bryce Canyon National Park gehört zum Pflichtprogramm aller Utah-Besucher. Die Szenerie ist einzigartig. Die sogenannten Hoodoos stehen wie Soldaten in diesem Canyon und haben Namen wie «Silent City» erhalten. Und: Old Ebenezer Bryce called this Canyon «a hell of a place to loose a cow»! Dies erschliesst sich dem Besucher aber erst so richtig, wenn er sich auf eine Wanderung hinunter in den Canyon begibt! Hier will man tatsächlich keine Kuh, geschweige denn den Ehemann verlieren…
Zum Schluss unseres Utah-Abenteuers begeben wir uns in das Herz des Grand Staircase-Escalante National Monuments. Wir fahren die Hole-in-the-Rock Road bis zum Dance Hall Rock. Die ca. 100 km Gravel-Road ist in einem passablen Zustand – nach ein paar Tagen Regen ist sie noch mehr oder weniger befahrbar. Beim Dance Hall Rock – welcher den Namen von den ersten Siedlern, die dort Schutz gefunden und sich Fiedel-spielend die harte Zeit versüsst haben – schlagen auch wir unser Nachtlager auf. Die eigentliche Dimension der Felsformation erfassen wir erst, als wir hochgeklettert sind. Erstens entschädigt die 360° Aussicht unsere Anstrengungen und zweitens zeigt uns die Natur wieder einmal auf eindrückliche Weise, wie sie immer einen Weg findet, Leben an den unmöglichsten Orten zu erschaffen.
Unsere Wanderungen in den nächsten Tagen führen uns in verschiedene Canyons. Durch die ersten Slot-Canyons quetschen, kriechen, klettern wir. Für die Golden Cathedral laufen wir uns stundenlang durch die Wüste die Hacken wund. Vor allem gehts hinunter, dann wieder hinauf und wieder hinunter. Und den ganzen Weg durch Sand wieder zurück. Aber die Golden Cathedral ist atemberaubend. Da sind wir dann wieder ganz klein und unbedeutend…
Für Bogen-Anbeter, Stein-Fetischisten, Wüsten-Liebhaber und 4×4-Anhänger ist Utah ein absolutes Muss. Eines ist klar: Wir kommen wieder. Die Felsen in allen möglichen Farben: weiss, grau, rosa, schwarz, rot, feuerrot, dunkelrot, braun, orange, violett und in allen möglichen und unmöglichen Formationen sind faszinierend. Wir können Utah als Reiseziel jedem empfehlen!
Und noch etwas in eigener Sache: meinen ersten Geburtstag fern von Familie und Freunden war einerseits schön und andererseits emotional schwierig. Das obligate Prosecco-Frühstück hat auch irgendwo im Nirgendwo von Idaho nicht gefehlt. Aber Familie und Freunde habe ich schon schampar vermisst! Auch dies gehört zu einer Weltreise dazu. Ich bin extrem privilegiert all dies erleben zu dürfen. Aber ich hätte natürlich gerne meine Lieben dabei. Wie man so schön sagt: ‚du chasch nöd de Fööfer und s’Weggli ha!‘. Darum bin ich jeden Tag dankbar, gesund zu sein und die weite Welt sehen zu dürfen.
Und gerne würde ich häufiger meine Erlebnisse mit euch teilen. Da wir eher sporadisch Blog-Beiträge verfassen, haben wir neu unsere Tagebuch-Einträge im Blog verlinkt.
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