Yellowstone: Viel Rauch um nichts?
Exklusives Interview zwischen Irene und Simon über ihre Tage im Yellowstone National Park:
Irene: Wie waren deine Tage im Yellowstone?
Simon: Lang und erlebnisreich. Wir waren 5 Tage ab der Morgendämmerung bis kurz vor Sonnenuntergang unterwegs. Der Park ist sehr gross und es gibt unzählige Sehenswürdigkeiten: dampfende Geysire und Bison-Herden warten darauf, entdeckt zu werden. Im Herbst ist zudem Hochsaison für Foto-Touren und Indian-Summer-Fetischisten. Eigentlich wäre um diese Jahreszeit bereits der erste Schnee gefallen, doch wir erlebten sonnige 25-Grad tagsüber, nur nachts viel das Thermometer auf den Gefrierpunkt. Daher war noch recht viel Verkehr auf den Strassen, die Parkplätze und Campingplätze immer noch hoffnungslos überfüllt.
Irene: Was war das Highlight im Park?
Simon: Die Farben der heissen Geysir-Becken, welche von Hellblau über Gelb zu Orange und Rot wechseln, sind bereits einen Besuch Wert. Die grossen Bison-Herden und die Möglichkeit, Schwarzbären, Grizzlys und sogar Wölfe zu beobachten legen noch einen drauf. Für mich jedoch waren die gelben, weiten Ebenen im Morgennebel mit den vielen Tieren mein persönliches Highlight.
Irene: Wie kriege ich einen Campingplatz im Yellowstone?
Simon: Grundlegend gibt es zwei Optionen: die Option der Spontan-Reisenden, nennen wir sie Option A, und die Option B der Frühbucher. Die Option A muss man sich folgendermaßen vorstellen: Morgens um 06:00 herrscht bereits reger Betrieb auf den Campingplätzen. Alles ist in Eile und packt seine sieben Sachen zusammen, was in der Dunkelheit nicht immer ganz einfach ist. Noch während es draussen pechschwarz ist, werden die Motoren angelassen und die Blechlawine schiebt sich zum nächsten Camping. Es fühlt sich an, wie in kompletter Dunkelheit durch einen Zoo zu fahren, immer leicht geblendet vom hinteren Fahrzeug. Am nächsten Campingplatz angekommen (ca 06:30) gilt es, sich einen Platz zu erobern. Das geht am besten, indem man die Leute, welche verschlafen aus ihrem Zelt oder Camper kriechen, anspricht („Do you leave today?“ ist ist wohl DER Standard-Satz am Morgen) oder alle, die vom Camping-Platz fahren anhält und frägt, auf welchem Platz sie waren. Es folgt ein Spurt zur Self-Registration und anschliessend zur Campsite. Echter Nervenkitzel am Morgen, da braucht es keinen Kaffee um wach zu werden! Denn wer sich bis ca. 07:36 keinen Platz ergattern konnte hat schlechte Karten, im Nationalpark übernachten zu dürfen geschweige denn auf einem anderen Campingplatz im Park einen Platz zu finden.
Die Option B ist da weit entspannter: Als Alternative zum täglichen Morgen-Stress gibts es die Möglichkeit, bestimmte Plätze im Voraus zu buchen. Wer also tagesgenau weiss, wann er wo sein wird (Beispielsweise bei einem 3-Wochen Urlaub in der USA) der kann seinen Platz im Voraus reservieren. Sagen wir einmal, weit im Voraus! Für unseren Reise-Stil ist das jedoch keine Option, daher machen wir munter bei Option A mit. Wir brechen unseren Vorsatz, nie in der Dunkelheit zu fahren, und fragen uns: «Wie um alles in der Welt, sieht das hier in der Hochsaison aus?»
Irene: Wie sieht es aus mit Ruhe und Tiefen-Entspannung im Park?
Simon: Der Strassenlärm ist allgegenwärtig. Von morgens um sechs Uhr bis abends um zehn ist Motorenlärm zu hören und die Blechlawinen schieben sich durch den Park. Tagsüber können es die Strassen zwar nicht mit der Rushhour um Zürich aufnehmen, doch die Parkplatz-Situation bei den Sehenswürdigkeiten sind durchaus mit der Limmat-Stadt zu vergleichen. Wir wissen, dass wir mit dem Dude Bestandteil des Problems sind. Glücklicherweise oder auch tragischerweise haben sich die Wildtiere bereits an den Verkehr gewöhnt: Da geht ein Grizzly gemütlich 20 m neben dem Highway, ohne die Autos oder die Leute (Ja, die Dummen steigen immer noch aus) zu beachten. Da grasen riesige Wapiti-Hirsche zwischen den Gebäuden (OK, auch hier gibt es Darwin-Award-Anhänger, die bis auf Handy-Distanz rangehen), und die Bison Herden wissen, dass sie per Definition Vortritt haben. Anyway: Wer Entspannung sucht, bucht besser in den Malediven!
Irene: Was brauche ich an Foto-Equipment?
Simon: Was hier an Kamera-Equipment an den Start geht kann es mit jedem Champions-League-Final aufnehmen. Bei interessanten Tier-Sichtungen gerät der Verkehr ins Stocken und es bilden sich Spontan-Parkplätze. Dann wird erst einmal ausgepackt und aufgebaut. Riesige Tri-Pods werden herangeschleppt (teilweise mit Stuhl zum Sitzen dran). Dann kommen Kameras wie die EOS-1 oder die beste Nikon obendrauf, und dann folgen die riesigen Teleobjektive. Mit riesig meine ich solche, mit denen man auch Planeten beobachten kann. Wir staunen! Da wirkt unsere kleine 5D wie eine Kompakt-Kamera. Somit bringt mit, was ihr habt! Und ich muss nochmals genauer die Super-Teles recherchieren 😉
Irene: Und wie war der Abstecher in den Grand Teton?
Simon: Der Grand Teton National Park ist sozusagen der kleine Bruder vom Yellowstone, nur weniger bekannt und daher weniger überfüllt. Durch die vielen Bisons im Yellowstone sind einige der Elche weiter südlich in den Grand Teton gezogen. Auch wir hatten Elch-Glück und konnten während Stunden direkt hinter dem Campground eine Elch-Familie beobachten.
Irene: Hand auf’s Herz: Ist der Yellowstone ein Besuch wert?
Simon: Ja, die grandiose Natur mit ihren Geysiren und Tier-Herden machen alles Wett: Den Lärm, die überfüllten Strassen, Parkplätze und Camps. Es ist wie ein Wildlife-Disney-Land für Erwachsene, mit einer Prise Zoo. Tolle Aussichten und Erlebnisse sind garantiert!
Anmerkung der Redaktion: Die zwei haben km 100’000 mit ihrem SCANIA erreicht. Der Dude läuft ohne einen Fehler.
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